Darknet für Anfänger – Was ist und wie funktioniert es?
Manche schwören darauf, andere wollen nichts damit zu tun haben und es ranken sich etliche Mythen und rätselhafte Geschichten darum: Die Rede ist vom Darknet. Spätestens seit der Serie “How to sell drugs online (fast)”, deren erste Staffel 2019 auf Netflix erschien, haben die meisten Menschen der jüngeren Generationen zumindest eine grobe Vorstellung davon, was das Darknet ist. Aber handelt es sich dabei wirklich um “die dunkle Seite des Internets”, auf der es vor Kriminalität nur so wimmelt? Warum gibt es das Darknet und wie muss man vorgehen, wenn man es selbst betreten möchte? Wir klären diese und weitere relevante Fragen rund um das Dark Web, stellen besonders beliebte Darknet Seiten vor und liefern eine einfache Schritt für Schritt Anleitung für Dark Web Neulinge.
Darknet – Was ist das eigentlich?
Das Darknet ist ein Teil des Internets, auf den mit gewöhnlichen Browsern – beispielsweise dem Internet Explorer oder Firefox – nicht zugegriffen werden kann. Als “normaler” Internet User bleibt man also davon unbehelligt, weshalb das Darknet auch Invisible Web genannt wird. Dort ist man vergleichsweise anonym unterwegs, es gibt keine personalisierten Werbeanzeigen, sämtliche Daten werden verschlüsselt und die Übertragung erfolgt über mehrere Rechner. Das Dark Web ist übrigens keine neumodische Erscheinung, sondern existiert seit es das Internet gibt. Allerdings war es lange Zeit nicht sonderlich populär, was sich mit der Veröffentlichung des Tor Browsers, auf den wir noch genauer zu sprechen kommen, im Jahr 2002 maßgeblich änderte. Der allgemeinen Öffentlichkeit bekannt ist das Darknet verstärkt seit 2013, denn in diesem Jahr wurde die Seite “Silk Road”, ein Darknet Marktplatz für illegale Substanzen, durch das FBI ausgeschaltet, was weltweit durch die Presse ging.
Darknet vs. Deep Web
Dark Web, Darknet, Deep Web – Die ähnlich klingenden Begrifflichkeiten sorgen bei Menschen, die sich bislang wenig mit der Thematik befasst haben, schnell für Verwirrung. Grundsätzlich kann das Internet in drei Bereiche unterteilt werden:
Clearnet
Das Clearnet, auch als Surface Web bezeichnet, ist die für jeden sichtbare Oberfläche des Internets. Es umfasst die Daten und Inhalte, die über herkömmliche Suchmaschinen, allem voran Google, gesucht und aufgerufen werden können. Dieser Bereich des Internets ist ohne Umwege für jeden zugänglich und wird von den meisten Menschen auf täglicher Basis genutzt.
Deep Web
Das Deep Web macht rund 90% des Internets aus und ist damit mit riesigem Abstand der größte Teil der Online-Welt. Hier finden sich Inhalte, die nicht zu den Ergebnissen von Standard-Onlinesuchen gehören und teilweise geschützt sind, sodass nur bestimmte Menschen darauf zugreifen können. Das Deep Web beinhaltet zum Beispiel Online-Speicher und Datenbanken von Unternehmen, auf die logischerweise nur ausgewählte Interne dieser Unternehmen Zugriff haben.
Darknet
Und dann gibt es noch das Darknet, das quasi ein Paralleluniversum des Clearnets darstellt. Dark Web ist lediglich eine andere Bezeichnung für Darknet, weshalb die Begriffe völlig korrekt synonym verwendet werden können. Auch das Darknet gehört zum großen Weiten Gebiet des Deep Webs und kann, wie bereits erläutert, nicht über eine Google-Suche betreten werden. Der Zugang erfolgt über spezielle Browser und ist somit Personen vorbehalten, die zumindest über Basis-Wissen in diesem Bereich verfügen.
Deep Web ist folglich nicht gleichbedeutend mit Darknet, denn es geht weit darüber hinaus und das Darknet stellt quasi nur einen sehr speziellen aber auch eher kleinen Bruchteil des gesamten Deep Webs dar.
Wofür wird das Darknet verwendet?
In den Medien wird das Darknet fast ausschließlich dann zum Thema, wenn es um Kriminalität und illegale Machenschaften geht. Waffenhandel, Drogendeals, Kinderpornographie – das sind die Abgründe des Dark Webs. Tatsache ist, dass diese existieren und zugegebenermaßen nicht nur eine Nische, sondern ein recht großes Element des Darknets sind. Laut Studien laufen auf jeder zweiten Darknet Seite illegale Geschäfte ab. Das ist eine Menge, keine Frage. Und deshalb ist die Skepsis, die viele Menschen dem Dark Web entgegenbringen, durchaus gerechtfertigt. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass das Darknet mehr als “nur” ein Raum für Kriminalität ist. So wird es beispielsweise von Menschen verwendet, die in Regionen dieser Welt leben, in denen eine strenge Internetzensur an der Tagesordnung steht. Diesen Menschen gibt das Darknet die Möglichkeit, sich dennoch frei online zu bewegen. Zudem sind hier wissenschaftliche Papers in einer Vielzahl kostenlos erhältlich, was zum freien Zugang von Wissen und Informationen für jedermann beiträgt. Und natürlich haben viele Menschen ein Bedürfnis entwickelt, unerkannt online unterwegs zu sein, auch wenn sie eigentlich nichts zu verbergen haben. Das zeigen zahlreiche Darknet Foren, in denen so rege und lebhaft über Politik, Bücher und andere Themen diskutiert wird, wie es in kaum einem “normalen” Onlineforum der Fall ist. Gerade in unseren heutigen Zeiten, in denen Privatsphäre im Netz ein äußerst kompliziertes und kritisches Themengebiet ist, gewinnt das Darknet ganz selbstverständlich an Attraktivität. Aus diesem Grund ist es nicht unbedingt fair, das Deep Web lediglich als illegalen Umschlagplatz anzusehen, denn diese Perspektive zeichnet eben nur einen der vielen Seiten und Teile des Darknets ab.
“How to” Darknet: Guide für die ersten Schritte
Wer jetzt neugierig geworden ist und selbst erste Erfahrungen mit dem Darknet sammeln möchte, kann das tun, ohne große Hürden nehmen zu müssen. Folgendes ist zu tun, um ins Darknet zu gelangen:
1. Überlegen, warum und wofür das Darknet genutzt werden soll
Vorab empfiehlt es sich, genau zu überlegen, warum man das Darknet überhaupt verwenden möchte und ob dies im individuellen Fall Sinn ergibt. Da das Dark Web wie geschildert einige misstrauenerweckende und teils erschreckende Seiten und Inhalte bereithält, sollte man sich im Voraus klare Grenzen setzen und sich zum Beispiel fest vornehmen, nicht – auch nicht aus reiner Neugier – gezielt nach illegalem Darknet Content zu suchen.
2. Tor Browser installieren und einrichten
Um ins Darknet zu gelangen, wird der Tor Browser benötigt. Tor steht für “the onion router”, was die vielschichtige Verschlüsselung des Netzwerks symbolisieren soll. Wie genau der Download funktioniert und wobei bei den Einstellungen geachtet werden sollte, klären wir später in diesem Text.
3. Domain eingeben / Suchmaschine nutzen
Nachdem die Tor Browser Konfiguration abgeschlossen ist, kann es losgehen. Die Darknet Domains enden im Allgemeinen auf “.onion” und werden wie gewohnt aufgerufen. Zum Stöbern kann eine Suchmaschine ähnlich Google genutzt werden, wovon es einige gibt. Allerdings muss man sich darauf einstellen, dass diese nicht ganz so tadellos funktionieren wie etwa Google, und so zum Teil unpassende und kuriose Ergebnisse liefern. Man sollte daher etwas Zeit und Geduld mitbringen, um sich in Ruhe im Darknet umzusehen.
Step by Step: Tor Browser installieren und konfigurieren
Der Tor Browser ist sozusagen der Schlüssel in die große weite Darknet Welt. Praktischerweise kann dieser kostenlos heruntergeladen werden. Wie genau das funktioniert und worauf es bei der Konfiguration ankommt, wird im Folgenden Step by Step geschildert:
1. Tor Project Website besuchen
Die offizielle Website für den Tor Browser Download ist unter www.torproject.org zu erreichen. Dort kann die Sprache per Klick auf Deutsch umgestellt werden, was alles weitere vereinfacht.
2. Download und Installation
Um den Tor Browser herunterzuladen, wählt man die prominent platzierte Schaltfläche “Tor Browser herunterladen”. Daraufhin öffnet sich und wählt dann die zum Betriebssystem passende Option aus, wobei Softwares für Windows, Linux, OS X und Android zur Verfügung stehen. Es erscheint ein Download-Fenster und ein Klick auf “Datei speichern” leitet den Prozess ein. Das Programm führt nun durch die Installation und es kann einige Minuten dauern, bis diese abgeschlossen und der Tor Browser erfolgreich installiert ist.
3. Netzwerkverbindung herstellen
Am Ende der Installation klickt man direkt auf “Connect”, um eine Verbindung mit dem Tor Netzwerk zu initiieren. Sobald die Verbindung steht, öffnet sich automatisch die Tor Version von Firefox.
4. JavaScript deaktivieren
Bevor das Darknet Erlebnis in die erste Runde gehen kann, sollten wie bereits erwähnt ein paar wichtige Einstellungen getroffen werden. Als erstes muss JavaScript deaktiviert werden, um diese mögliche Angriffsstelle auszuhebeln. Hierfür klickt man rechts oben auf das Add-On “NoScript”, im sich öffnenden kleinen Fenster auf “Options” und löscht bei “Default” alle Haken. Damit die getroffene Einstellung wirksam wird, muss lediglich das Browser Tab geschlossen werden.
5. HTTP-Einstellungen ändern
Neben dem “NoScript” Add-On befindet sich das Add-On “HTTPS Everywhere”. Wählt man dieses aus, muss man nur noch einen Haken bei “Block all unencrypted requests” setzen, um diese wichtige Modifikation abzuschließen. Die erfolgreiche Änderung wird dadurch angezeigt, dass das zuvor blaue Symbol nun rot erscheint.
Es ist verlockend, das “Abenteuer Darknet” sofort zu starten und auf die Konfiguration zu verzichten. Wir empfehlen jedoch dringend, sich einige Minuten hierfür Zeit zu nehmen, um Sicherheitslücken zu schließen und auf ein wirklich sicheres Surfen auf Onion Seiten vertrauen zu können.
Ist es legal, das Darknet zu nutzen?
Drogengeschäfte, Waffenhandel, Betrug und andere illegalen Aktivitäten haben dafür gesorgt, dass viele Menschen denken, es sei nicht rechtens das Darknet zu verwenden. Ein Irrtum! Es gibt kein Gesetz, das die Nutzung des Darknets verbietet und es ist völlig legal, sich dort aufzuhalten. Zumindest solange man nichts Verbotenes tut. Ob die Darknet Nutzung also illegale Formen annimmt, liegt in den Händen des einzelnen Users. Dieser kann und sollte sich informieren und beide Augen offen halten, um nicht versehentlich auf illegale Inhalte zuzugreifen. Geht man mit einer gesunden Portion Vorsicht an die Sache heran und beschränkt seine Aktivitäten auf einen gesetzestreuen Rahmen, kann man sich zu 100% legal im Darknet bewegen.
Hinweis: Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass man sich im online, sowie offline Leben nur legal verhalten sollte!
Die beliebtesten Darknet Seiten
Im Darknet gibt es kaum etwas, was es nicht gibt. Doch leider ist Übersichtlichkeit nicht unbedingt eine der größten Stärken des Deep Webs. Um eine zielgerichtete Nutzung zu erleichtern, möchten wir an dieser Stelle die beliebtesten und meistgeklickten Dark Web Seiten aus fünf Kategorien auflisten:
Suchmaschinen
- Hidden Wiki
- DuckDuckGo
- Not Evil (mit Chatfunktion)
- SearX
- Torch
- Candle
E-Mail Clients
- Mailpile
- Confidant Mail
- ProtonMail
- TorBox
Social Networks
- Hidden Clubs
News
- New York Times
- ProPublica
- BBC Tor Mirror
Weitere Seiten
- OnionDir (Verzeichnis bekannter Onion Sites)
- Onion Share (Anonym Dateien versenden)
- Tor Metric (Offizielle Infoseite des Tor Projects)
- Hidden Answers (Vergleichbar mit Reddit)
- Talk to John Doe (Vergleichbar mit Omegle)
Tipps: Sicher im Darknet unterwegs
Um das Sicherheitsrisiko zu minimieren, reicht es nicht aus, den Tor Browser lediglich richtig zu konfigurieren. Zusätzlich sollten diese Tipps beherzigt werden:
Tor Browser über die offizielle Website downloaden
Schon beim Download des Tor Browsers sollte man ein Auge auf die Sicherheit haben. Deshalb ist es auf jeden Fall ratsam, den Download direkt über die offizielle Tor Project Website vorzunehmen. Überall sonst ist Vorsicht geboten, denn mit dem Download kann unter Umständen ganz leicht Malware auf dem Gerät landen.
VPN nutzen
Darüber hinaus empfiehlt es sich, ein VPN zu nutzen. VPN steht für “Virtual Private Network”. VPN Anbieter stellen eine Vielzahl an Servern auf der ganzen Welt bereit, über die man ins Internet gehen und somit die eigene IP Adresse und den persönlichen Standort verschleiern kann. Für viele Menschen sind VPNs längst unverzichtbar geworden, erhöhen sie das Maß an Privatsphäre und Schutz der Daten im Netz doch enorm. Beim Verwenden des Dark Webs bieten sie sich mitunter an, um den Internet Anbieter nicht wissen zu lassen, dass man im Darknet unterwegs ist. Außerdem sind zumeist eine ganze Reihe von Tools für noch mehr Sicherheit beim Surfen integriert. VPNs sind zweifelsohne sehr nützlich – nicht nur, aber eben auch im Zuge der Darknet Nutzung.
CyberGhost
Keine Plug-Ins installieren
Natürlich gibt es für den Tor Browser jede Menge Plug-Ins, von denen einige sicherlich überaus praktisch sein können. Allerdings sollte man sich bewusst machen, dass jedes Plug-In ein potenzielles Sicherheitsrisiko bedeutet, und aus diesem Grund auf die Installation von Plug-Ins verzichten.
Dark Web: Vor- und Nachteile auf einen Blick
Ob man sich letztlich für oder gegen eine Nutzung des Darknets entscheidet, bleibt jedem selbst überlassen. Als kleine Entscheidungshilfe fassen wir nachfolgend die wichtigsten und bedeutendsten Vor- und Nachteile, die das Darknet auszeichnen, in einer übersichtlichen Liste zusammen:
Darknet Vorteile
- Anonymität
- Schutz der Privatsphäre
- Kostenlose Nutzung
- Einfacher, schneller Tor Browser Download
- Viele nützliche und sichere Seiten
Darknet Nachteile
- Ggf. langsamere Internetverbindung
- Teilweise unübersichtlich
- Risiko, über illegale Inhalte zu stolpern
Fazit: Darknet erkunden – eine spannende Angelegenheit
Das Darknet ist und bleibt ein spannendes Thema, das viele Menschen reizt und eine gewisse Faszination ausübt. Wer sich vorab informiert und mit Vorsicht an die Sache herangeht, kann das Darknet mit geringem Risiko erkunden und selbst herausfinden, ob es hält, was der Mythos verspricht.